20. 05. 2020ISBN: 3596907160
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Warum sollte man heute noch eine Science Fiction Story des vergangenen Jahrhunderts lesen? Ursprünglich hieß die Story “Träumen Androiden von elektrischen Schafen?” (siehe Wikipedia), aber nach dem Film von Ridley Scott von 1982 namens Bladerunner ist das Buch heute nur noch unter dem viel prägnanteren Titel bekannt. Ich hatte den Film in Berlin in den 80er Jahren im größten Kino in der ersten Reihe gesehen, und der Film hat mich umgehauen. Warum also wieder lesen?
Das Buch ist anders, und das ist gut so. Es erzählt die Geschichte einer Erde, die auf dem absteigenden Ast ist (der Staub, die Krankheiten der Menschen, die “Spatzen- und Ameisenhirne”, die aussterbenden Tierarten). Das wird konstrastiert mit der immer wieder neuen Frage, was das Menschsein ausmacht. Ist es die verzögerte oder gar nicht erfolgte Reaktion auf Tabuverletzungen? Oder dass Androide im Buch nach 2-3 Jahren nicht mehr “funktionen”, da ihre Zellen sich nicht erneuern? Das Buch gibt keine Antworten.
Der Plot in sich ist schnell erzählt (ohne zu viel zu spoilern). Rick Deckard ist Androidenjäger. Grund ist, dass immer wieder Androide von ihrem Arbeitsort ausbüchsen, um ein eigenes “Leben” führen zu können. Die Erde ist kaum mehr bewohnbar, die Menschheit hat den Mars und andere Sterne besiedelt. Haustiere sind Statussymbole, aber das Schach von Rick ist eines Tages gestorben, und wurde durch eine elektrische Version ersetzt (was Rick beschämt, aber seine Nachbarn nicht ahnen). Ein Trupp von 6 Androiden der neusten Bauart ist auf der Erde gelandet, und er soll möglichst schnell die Androiden aufspüren und erledigen. Jeder Abschuss bringt ihm 1.000$ und damit wieder die Möglichkeit, ein echtes Tier zu erwerben.
Das Buch hat bei weitem nicht das Tempo des Films, der von seinen elegischen Bildern, der Endzeistimmung und natürlich auch von den phantastischen Schauspielern lebt. Dafür erzählt das Buch eine Geschichte, die uns heute wieder zu denken geben sollte. Alles ohne erhobenen Zeigefinger. Wenn man das Alter anschaut (heute 52 Jahre), dann war Philip K. Dick ein Visionär, und das Buch eines seiner besten. Unbedingt (wieder) lesen!
Written by Markus Liebelt who lives and works near Stuttgart in Germany. You should follow him on Twitter, or see his stats on Stackoverflow.